012. Stationskonzepte - Raum für Patienten und Mitarbeiter
Stationskonzepte - Raum für Patienten und Mitarbeiter
Mit unseren Stationskonzepten strukturieren wir die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit der Berufsgruppen rund um die Patientenversorgung auf Station. Dies geht bis hin zur Vereinbarung fest verbindlicher Eckpunkte im täglichen Arbeitsablauf. Damit soll der Routinebetrieb der Krankenversorgung auf qualitativ hohem Niveau gestaltet werden. Bleibt daneben genug Raum für den Patienten als Individuum und genug Entfaltungsmöglichkeit für die Wertvorstellungen des Mitarbeiters von Patientenfürsorge? Diese und ähnliche Fragen sind wichtig und berechtigt.
Refinanzierung der Patientenversorgung bei begrenzten Mitteln
Ein klares Organisationskonzept regelt den Routinepart in den Stationsabläufen. Zumeist wird es mit dem Hintergrund eingeführt, die Effizienz in den stationären Abläufen zu erhöhen und damit einen weitreichend verwobenen Veränderungsprozess für mehr Wirtschaftlichkeit, besser abgestimmte Prozesse und eine höhere Patienten- sowie Mitarbeiterzufriedenheit anzustoßen. Seit der Abkehr von der Selbstkostendeckung und der Einführung von Fallpauschalen im deutschen Krankenhauswesen spielt v.a. der ökonomische Effizienzdruck eine bedeutende Rolle. Doch schon seit Bismarck sucht die Politik über die Finanzierung von Krankenhausleistungen in Deutschland den Brückenschlag zwischen Qualität der Patientenversorgung und Finanzierbarkeit. Bis hin zum heutigen DRG-System ist da der Weisheit letzter Schluss noch nicht gefunden. Wie nie zuvor ist heute der Veränderungsprozess Voraussetzung für die Zukunftssicherung von Krankenhäusern als wirtschaftlich geführte Organisationen. Die ökonomische Verantwortung im Sozialsystem beruht dabei darauf, dass die Mittel bei denen ankommen, die sie benötigen und nicht auf dem Weg dorthin verschwendet werden. So sind Ökonomie, Medizin und einfache menschliche Wärme am Ende doch nicht zwingend diametrale Gegensätze.
Bedürfnisse von Patienten, Ärzten und Pflegekräften – Raum für Kommunikation
Auf Station lässt sich nicht alles wie in einem Produktionsbetrieb regeln. Doch wenn die grundsätzliche Patientenversorgung fokussiert, effizient und effektiv erfolgt, dann sind Priorisierungen kommunizierbar, um den Menschen als Individuum gerecht zu werden. Erst durch organisatorische Vorkehrungen, die verhindern, dass der Stationsalltag täglich auf den Kopf gestellt wird, wird Raum geschaffen, bewusst aus der Routine austreten und auf akute Patientenbedürfnisse eingehen zu können. Sich auch darüber im Stationsteam strukturiert Gedanken zu machen, ist ein wichtiger Baustein des Veränderungsprozesses. Er bedarf starken, verantwortungsvollen Führungspersönlichkeiten.
Grenzsituationen – Raum für würdevolle Begleitung
In Grenzsituationen wie dem Sterben eines Patienten ist der Bedarf, aus der ärztlichen und pflegerischen Routine auszutreten, am augenscheinlichsten. Tatsächlich stirbt eine knappe Mehrzahl an Menschen in unserer Gesellschaft noch immer im Krankenhaus – jener Institution, die heute dem Zweck dient, Dienstleistungen für die Krankheitsbekämpfung, Heilung und den Erholungsprozess zu erbringen. Wissenschaft und Technologie der Medizin haben eine rasante Entwicklung erfahren, die Berufsgruppen auf Rollen und Funktionen festlegt. Schon Dr. Elisabeth Kübler-Ross problematisierte dabei, dass die Krankenhauskultur so den Tod verdrängt. In Zeiten des DRG-Systems ist dies verschärft. Im Vordergrund steht, das von der Krankheit befallene Organ zu behandeln und dem Patienten diesbezüglich schnellstmöglich zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes zu verhelfen. Oft wird er bereits nach wenigen Tagen ins heimische Umfeld oder in eine weiterversorgende Einrichtung verlegt. In der üblichen technologischen Erfolgsgeschichte wird der unheilbare Patient als Fehlschlag angesehen, der an die Grenzen medizinischen Wissens und medizinischer Fähigkeiten erinnert. Ein Gefühl von Versagen, wenn ein Patient stirbt, motiviert unausgesprochen zur Frage, ob diagnostisch und therapeutisch auch alles getan worden ist. Hier ist – auch gesundheitsökonomisch – noch viel Arbeit zu leisten hin zu einem würdevollen Raum für alle am Krankheitsprozess beteiligten Personen – für Ärzte und Pflegekräfte sowie Patienten und Angehörige gleichermaßen. Glücklicherweise ist im letzten Jahrzehnt im Zuge der Qualitätsmanagemententwicklung das Thema z. B. über Leitlinien zum Umgang mit Sterbenden, Palliative-Care-Seminare und die gezielte Anforderung von Psychologen und Seelsorgern zunehmend diskutierbar geworden. Und doch ist noch ein weiter Weg für Krankenhäuser zu ganzheitlich “gesunden“ Organisationen zu beschreiten.
Wenn Sie sich weiter mit der systematischen Prozessorganisation auf Station auseinander setzen wollen, dann könnte unser Seminarangebot zum Stationsmanagement für Sie interessant sein.
Lesen Sie Impulse zum Führen und Management im Krankenhaus weiter im neuen News Blog der Ruhl Consulting: Schattentage geben eine Reflexionsfläche, um fachkundiger Außenperspektive die zentralen Engpassfaktoren in der Weiterentwicklung zu identifizieren.
18.10.2010 – 11:20 Uhr
Sie haben keine Berechtigung, einen Kommentar zu hinterlassen.
News Blog und Newsletter der Ruhl Consulting
Ab 7/2016 veröffentlichen wir unseren Blog und unsere Newsletter zweimonatlich auf www.krankenhausberater.de. Info-Archive verbleiben unter www.ruhl-consulting.de.
Blogarchiv
187 186 185 184 183 182 181 180 179 178 177 176 175 174 173 172 171 170 169 168 167 166 165 164 163 162 161 160 159 158 157 156 155 154 153 152 151 150 149 148 147 146 145 144 143 142 141 140 139 138 137 136 135 134 133 132 131 130 129 128 127 126 125 124 123 122 121 120 119 118 117 116 115 114 113 112 111 110 109 108 107 106 105 104 103 102 101 100 099 098 097 096 095 094 093 092 091 090 089 088 087 086 085 084 083 082 081 080 079 078 077 076 075 074 073 072 071 070 069 068 067 066 065 064 063 062 061 060 059 058 057 056 055 054 053 052 051 050 049 048 047 046 045 044 043 042 041 040 039 038 037 036 035 034 033 032 031 030 029 028 027 026 025 024 023 022 021 020 019 018 017 016 015 014 013 012 011 010 009 008 007 006 005 004 003 002 001
Newsletter-Archiv
Alle Newsletter bis 3-2016 | Bücherliste
03-2016 02-2016 01-2016 06-2015
05-2015 04-2015 03-2015 02-2015
01-2015 12-2014 11-2014 10-2014
09-2014 08-2014 07-2014 06-2014
05-2014 04-2014 03-2014 02-2014
01-2014 12-2013 11-2013 10-2013
09-2013 08-2013 07-2013 06-2013
05-2013 04-2013 03-2013 02-2013
01-2013 12-2012 11-2012 10-2012
09-2012 08-2012 07-2012 06-2012
05-2012 04-2012 03-2012 02-2012
01-2012 06-2011 05-2011 04-2011
03-2011 02-2011 01-2011 06-2010
05-2010 04-2010 03-2009 02-2009
01-2008
Stationshandbücher an der Charité
Die ersten Stationen in der Charité sind mit Unterstützung von Fr. Dr. Eberts und Hr. Ruhl und den diversen beschriebenen Tools bearbeitet und sehr positiv abgeschlossen worden. Inzwischen konnte das Handbuch von unserer Projektleiterin, Fr. Susanne Stern für die Bedürfnisse der Charité noch weiter detailliert und verfeinert werden - eine sehr gute Sache und hilfreiche Unterstützung auch für Projekt-Unerfahrene.
Krankenhaus Porz am Rhein
Am Krankenhaus Porz am Rhein sind wir den Weg gegangen, unser QM auf berufsgruppen- und fachbereichsübergreifende Verbesserungsprojekte zu fokussieren. Im ersten Schritt haben wir damit angefangen, auf allen unseren Stationen der Erwachsenenpflege Stationskonzepte zu implementieren und in einem Organisationshandbuch verbindlich zu hinterlegen. Aus meiner Erfahrung ist dies ein guter und nachhaltiger Weg, ein gelebtes QM von dort aufzubauen, wo es der Patient am meisten spürt. Mittlerweile haben wir unseren OP-Bereich und die Kinderklinik in das ISO-Handbuch ergänzt. Und das Ende der Fahnenstange ist nicht erreicht: nächstes Jahr sollen das Darmzentrum, die Schmerztherapie sowie die Intensivstation mit ihrer bereits zertifizierten Stroke-Unit hinzukommen. Zur Unterstützung haben wir eine Reihe interner Auditoren ausgebildet, die einen persönlichen Beitrag dazuleisten, abseits des eigenen Arbeitsplatzes den Umsetzungsstand des Qualitätsmanagements zu ermitteln und Anregungen für weitere Verbesserungen anzustoßen. Der offene Umgang miteinander, gerade wenn es darum geht in einen fremden Bereich hineinzublicken, und der damit verbundene Lerneffekt auch für den eigenen Arbeitsbereich begeistern und machen den kontinuierliche Verbesserungsprozess im Alltag auf Station erfahrbar. Die Mitarbeiter in der Patientenversorgung sind es, die das Bild des Krankenhauses nach außen prägen und dem wird durch eine breite Beteiligung der Mitarbeiter Rechnung getragen. So wurden im Rahmen des Zertifizierungsprozesses auch neben einem systematischen Lob- und Beschwerdewesen für Patienten ein Meldewesen für klinische Risikomanagement eingeführt. Bei allen Verbesserungsprojekten zum Wohle der Patienten kann nicht vergessen werden, dass dies parallel zur täglichen Patientenversorung häufig auf freiwilligem Engagement der Mitarbeiter läuft. Die Leistungssteigerungen der letzten Monate und wiederkehrende personelle Engpässe werden zusätzlich getragen. Ein gelebtes Qualitätsmanagement im Alltag ist nicht immer ein Leichtes. Zusammen mit dem QM-Team bin ich kontinuierlich im Einsatz, den Weg geebnet zu halten und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Sabine Stiller