173. Netzwerkmedizin statt Arztzentrierung

Netzwerkmedizin statt Arztzentrierung

Das Thema Netzwerkmedizin gerät mehr und mehr in den Fokus. Es hat viele Facetten. E-Medizin soll zu einem Leitthema im Gesundheitswesen werden.Die zu schaffende Infrastruktur soll die Basis für vielfältige telemedizinische Anwendungen sein. Allein die Investitionsfinanzierung scheint wieder einmal mehr nur unzureichend geklärt. Dabei ist völlig einleuchtend, dass alle Themen, die nicht durch technische Infrastruktur abgefedert werden, im Prozess durch Betriebskosten, insbesondere Arbeitseinsatz, kompensiert werden müssen.

Dennoch lässt Bundesgesundheitsminister Gröhe verlautbaren, dass angesichts des Wachstums von Gesundheitsleistungen, das 50 Prozent über dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft liege, die Bundesregierung der Entwicklung der Gesundheitswirtschaft hohe Bedeutung zumesse. Er betont dabei zum Thema Vernetzung auch Sicherstellungszuschläge für akutmedizinische Leistungen und die Notwendigkeit einer gezielten Arbeitsteilung zwischen Grund-, Spezial- und Maximalversorgern.

Zum Abschluss des Hauptstadtkongresses wurde dann doch noch beachtenswert konkret. Prof. Dr. Axel Akkernkamp, Hedwig François-Kettner und Prof. Heinz Lohmann beschlossen unter hervorragender Moderation von Dr. Uwe Preusker und mit Handabstimmung in der gut gefüllten Veranstaltung eine gemeinsame Resolution aller Berufsgruppen. Im Zuge der Digitalisierung der Prozessorganisation in der medizinischen Versorgung sollen gemeinsame Wege der Neuallokation von Tätigkeitsfeldern geschaffen werden. Eine sichere Organisation der medizinischen Leistungserbringung ist ein zentraler Meilenstein für die Patientensicherheit in deutschen Kliniken.

Das Podium war in Stimmung: Es sei nicht in Ordnung, sich immer nur im Kreise zu drehen. Die völlige Arztzentriertheit der Leistungserbringung bringt das ganze System in der heutigen Vernetztheit und Komplexität an die Grenzen des Machbaren. Mangels eigener Selbstverwaltung fehlt der Pflege eine entsprechende Definitionsmacht und Eigenverantwortung zur Weiterentwicklung von Berufsfeldern. Genau diese eindeutige, praktikabel umsetzbare Verantwortungsklärung aber braucht es in einer wirksamen Prozessorganisation, in der Ärzte rotieren und dadurch im Tagesgeschäft immer nur Partner auf Zeit sind. Tayloristische Arbeitsteilung durch Delegation von Einzeltätigkeiten potenziert die Schnittstellen ohne echte Lösungen in der Verantwortungsteilung zu bringen. Solange Organisationsationsverantwortung in der Klinik nicht definiert ist, bleibt der Arzt in Letztverantwortung. Wer die Praxis kennt, weiß, dass alleine das Angebot elektronischer Hilfsmittel beim Arzt nicht sicherstellt, dass dieses zu seinen besten Möglichkeiten auch eingesetzt wird. Dies ist kein Vorwurf an die Führungs- und Vorbildfunktion von Oberärzten, sondern beschreibt strukturelle dahinterliegende Mängel des heutigen Organisationsmodells. Zuerst einmal muss die Medizin passen. Davon geht der einzelne Patient zurecht aus. Das ist die Basis, dass echter Nutzen aus Netzwerkmedizin und geteilter Verantwortung entstehen kann. Individualisierte Medizin als ein Beispiel heißt, dass auf die patientenindividuelle Konstellation medizinisch so gut wie möglich eingegangen wird. Es bedeutet aber organisatorisch keineswegs, Behandlungsergebnisse auf willkürlichem Wege zu erzielen oder „Irgendwie-Medizin“ zu improvisieren. Die Organisation muss im Schulterschluss aller Berufsgruppen sicher und transparent sein.

Ein weiteres Beispiel ist der Vorstoß der Charité in der Notfallpflege. Die Anforderungen an die Notfallversorgung der Kliniken und deren Beanspruchungen sind in den letzten Jahren immens gestiegen. Eine an diese Anforderungen ausgerichtete Qualifizierung der Notfallpflege ist überfällig. Unter dem Titel "Qualifikation gleich Qualität" stellte Mareen Machner, Gesundheitsakademie der Charité Berlin, die Inhalte der neuen Fachweiterbildung Notfallpflege zu einer effektiven Zusammenarbeit von Arzt und Pflege erstmalig vor.* Der Pilotlauf stößt bundesweit auf hohe Resonanz.

Die Begleitung von Fachabteilungen sowie zentraler Funktionsbereiche beim berufsgruppenübergreifenden Aufbau einer stringenten Prozessorganisation ist unser Spezialgebiet. Dass dies auch rein ökonomisch interessant ist, zeigt sich darin, dass sich dabei regelmäßig Ergebnisverbesserungen von über 1 Mio. € durch fokussierte Leistungsausweitung einstellen. Weitere Informationen finden Sie direkt in unseren ausführlichen Referenzbeschreibungen.

Dr. Elke Eberts durfte zu dem Thema im Februar 2015 die dreiteilige CNE-Lerneinheit "Auf Augenhöhe - Interprofessionelle Teamarbeit" im Thieme-Verlag herausgegeben.

 

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