033. Vision und Strategie - visionär führen lernen

Vision und Strategie - visionär führen lernen

Wird nicht vielen Menschen im Laufe ihres Lebens mehr oder weniger abtrainiert, Träume zu haben und in großen, starken Bildern zu denken? Das genau sind ja die gestalterischen Potenziale, die es bei der Führungsarbeit, und v.a. bei der visionären Führung, bedarf. Lässt sich also umgekehrt, das Führen mit großen Bildern erlernen oder zumindest trainieren? Wir denken: ja! Mit Visionen zu führen, lässt sich trainieren. Zweierlei ist dafür entscheidend.

 Trainieren der Vision

Quelle: eigene Darstellung

Die Vision

Die erste Fähigkeit, die für das Führen mit Visionen trainiert werden kann, ist die Präkognition. Wir nennen sie auch das Rückwärts-Denken: Am Anfang, das Ende im Sinn zu haben.

Präkognition ist, so Wikipedia, „die Bezeichnung für die angebliche Vorhersage eines Ereignisses oder Sachverhaltes aus der Zukunft, ohne dass hierfür rationales Wissen zum Zeitpunkt der Voraussicht zur Verfügung gestanden hätte.“ Oder vereinfacht: die wissenschaftlich nur schwer fassbare Fähigkeit, fast hellsichtig künftige Strukturen zu erschauen. Keine Sorge, es geht hier nicht um eine Art von Esoterik, vielmehr um einen kreativen Denkprozess. Ein Sich-Einlassen auf etwas Unsichtbares, noch nicht Bestehendes. Eine Vision ist nichts, das man rein analytisch erreichen kann. Visionäres Denken erfordert das genaue Gegenteil: das Erzeugung von Bildern. Dieses geschieht in der rechten Hirnhemisphäre. Gehirnforscher haben herausgefunden, dass dort Bilder erzeugt werden und analoges, kreatives und ganzheitliches Denken möglich ist.

Um präkognitives Denken anzuregen, können Übungen helfen, die es ermöglichen, uns aus eingefahrenen Denkmustern zu befreien. Die Wahrnehmung von vorgefertigten Strategien, die uns häufig für Neues blind machen, zu lösen. Visionäres Denken hat damit zu tun, Einfälle zuzulassen, Ideen nicht sofort zu bewerten oder gar zu verurteilen. Und dadurch neue Strukturen im eigenen Denken und Fühlen entstehen zu lassen. Erst in uns und dann auch in der Realität unseres (Arbeits-)Lebens. Ein erster Schritt, bewusste Wahrnehmung als Hinführung zur Präkognition einzuüben, ist es, sich auf den Ist-Zustand zu konzentrieren. Sprich: Vertiefen Sie sich einmal ganz in Ihre aktuelle Situation. In all das, was Ihnen möglicherweise belastend oder auch falsch erscheint. In alles, was Ihnen Mühe macht. Auch in das, was an Ressourcen gegeben ist. Geben Sie sich einige Zeit – 15, 20 oder 30 Minuten – ganz hinein in dieses Bild. Zuerst ohne nach Lösungen zu fragen. Erst, wenn Sie die jetzige Situation in ihren Einzelheiten durchdrungen und wahrgenommen haben, lassen Sie die Bilder zu, die zeigen, wie die Lage sein wird, wenn die Probleme gelöst und die Konflikte bearbeitet sind. Sie werden merken: das präkognitive Denken, das lösungsorientiert in die Zukunft schaut, entsteht wie von selbst! Ihr Gehirn, genauer gesagt die rechte Hirnhemisphäre, wird Ihnen Antworten liefern. Wenn Sie sie nur lassen...

Die Strategie/ der Weg zur Vision

Wenn Sie ein großes Bild vor Augen haben und mit dieser Vision führen möchten, brauchen Sie ergänzend dazu die Fähigkeit zur Rückwärts-Integration. Diese Technik ist ein bewährter Trick im Aufgabenmanagement. Um Ihr Ziel zu erreichen, stehen Ihnen zwei "Helfer" zur Seite:

  • Emotionen (das Ziel löst Zugkraft in Ihnen aus, treibt Sie an) und
  • Nähe (Sie haben das Ziel ganz konkret, ganz greifbar vor Augen).

Je stärker die beiden Helfer aktiviert sind, umso einfacher wird es für Sie, Ihren Weg zu verfolgen, auch wenn die erste Begeisterung verflogen ist. Dafür stellen Sie sich vor, Ihr Ziel sei bereits erreicht. Malen Sie sich die Situation genau aus, so, wie sie aussieht, wenn Ihre Vision wahr geworden ist. Schauen Sie bis ins kleinste Detail! Und dann gehen Sie ganz langsam, Schritt für Schritt, den Weg zurück, der Sie dahin gebracht hat. Was mussten Sie tun, um es zu verwirklichen? Welche Entscheidungen haben Sie getroffen? Welche Menschen haben Sie mit ins Boot geholt? Worauf mussten Sie achten? Und auch: Was haben Sie dabei gefühlt?

In diesem Prozess entsteht Ordnung unter Ihren Vorhaben. Sie werden eine innere Rangordnung der Prioritäten und einen chronologischen Ablauf erstellen können. So kann es sein, dass beispielsweise die Neugestaltung des Pflegestützpunktes in Ihren Augen keine hohe Dringlichkeit besitzt, sie aber spüren, dass er wichtig ist, um die Kommunikation im Team und die Arbeitsatmosphäre zu verbessern. Also setzen Sie dieses Vorhaben an den Anfang des Weges.

Präkognition und Rückwärts-Integration sind starke Fähigkeiten bei der Fokussierung auf das Wesentliche, um große Ziele zu erreichen. Und das ist ein wesentliches Wesen der visionären Führung – bei aller operativen Hektik des Arbeitsalltags Motivationskraft aus übergeordneten sinnstiftenden Bildern zu ziehen.

Lesen Sie Impulse zum Führen und Management im Krankenhaus weiter im neuen News Blog der Ruhl Consulting: Eine Möglichkeit der Ausgestaltung der Strategieklausur ist das Format der Zukunftswerkstatt.

Autor: Dr. Elke Eberts
 – 09:37 Uhr

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