009. Steve de Shazer - lösungsorientierte Fragen I

Steve de Shazer - lösungsorientierte Fragen I

Gerade in Kliniken erleben wir problemorientierte Kommunikation. Hier ist Zeit für ein bisschen Zauber und lösungsorientierte Fragen.

In scheinbar endlosen Runden werden Probleme von allen Seiten beleuchtet und diskutiert - bis die Beteiligten in eine Art Problemhypnose fallen. Diese ist fast körperlich zu spüren. Man wird von der Last der Probleme geradezu in den Stuhl gedrückt. Angesichts der Problemfülle entsteht ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. 

Machen wir einen kleinen Ausflug in die „lösungsorientierte Kurzzeittherapie“. Steve de Shazer (amerikanischer Psychotherapeut, 1940-2004) hat diese Therapieform zusammen mit seiner Frau Kim Berg entwickelt (1982). In ihrem neuen Therapieansatz folgten die beiden der Annahme, dass es hilfreicher ist, sich auf Wünsche, Ziele, Ressourcen und Problem-Ausnahmen zu konzentrieren anstatt auf das Problem und seine Entstehung. So hat Steve De Shazer viele Menschen mit der lösungsorientierten Kurzzeittherapie „geheilt“, ohne jemals über ihr Problem gesprochen zu haben! Er umschreibt dies mit der folgenden Metapher:

„Wenn ich in einem Hochhaus bin und es brennt, hilft es relativ wenig, wenn ich frage: wie ist der Brand entstanden? und relativ viel, wenn ich frage: wo ist der Notausgang?“

In der Umsetzung nutzte Steve de Shazer dazu seine Wunderfrage:

-- Jetzt habe ich noch eine ungewöhnliche Frage: Stellen Sie sich vor, unsere Sitzung wäre zu Ende und Sie fahren nach Hause, verrichten noch die Dinge, die Sie heute verrichten wollen. Irgendwann werden Sie Abend essen und dann beschließen ins Bett zu gehen. Sie gehen in Ihr Schlafzimmer und legen sich in Ihr Bett und Sie schlafen ein. Während Sie schlafen, geschieht ein Wunder. Am nächsten Morgen wachen Sie auf und Sie wissen nicht, dass das Wunder geschehen ist. Das Wunder besteht darin, dass das Problem, wegen dem Sie hier sind, nicht mehr existiert. Woran würde Sie es als erstes merken, dass das Problem sich aufgelöst hat? --

Es würde sicher etwas seltsam anmuten, die Wunderfrage für den klinischen Alltag zu übernehmen. In abgewandter Form lässt sie sich jedoch gut integrieren. Zu Beginn eines Projektes z. B.: „Stellen Sie sich vor, wir hätten das Projekt gemeinsam durchgeführt, wir hätten jetzt schon einige Wochen zusammen gearbeitet, wären irgendwann am Ende des Projektes angekommen und Sie würden sagen, es war gut, dass wir dieses Projekt durchgeführt haben. Woran würden Sie merken, dass es gut war, das Projekt aufgesetzt zu haben? Was wäre dann anders?“ 

Bei den Antworten auf diese Frage, gilt es etwas genauer hin zu hören und zu präzisieren, damit aussagekräftige Bilder entstehen. So ist z. B.

Pauschalierung zu hinterfragen: „Dann wäre ich glücklicher.“

Woran würden Sie das merken?
Was würden Sie dann anders machen?

Negative Formulierung zu hinterfragen: „Dann hätten wir nicht mehr so viel Stress.“

Was stattdessen?
Woran würden Sie das merken?
Woran noch? (lässt sich u.a. in Bezug auf die Ebenen Raum, Zeit, Beziehung abfragen)

Den Fokus bei den handelnden Person zu halten: „Dann würde die Abteilung xy besser mitarbeiten.“

Auf welches Verhalten/ Veränderung von uns würde das zurück gehen?

 

Lesen Sie Impulse zum Führen und Management im Krankenhaus weiter im neuen News Blog der Ruhl Consulting Wunderfrage, Ausnahmefrage-, Verschlimmerungsfrage & Co.: Durch lösungsorientierte Fragetechniken hat Steve de Shazer ein hilfreiches Werkzeug entwickelt.

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