065. Achtsamkeit im Führungsalltag
Achtsamkeit im Führungsalltag
Im Krankenhausmanagement erleichtert uns Routine im Führungsalltag die schnelle Entscheidungsfindung und gibt uns einen sicheren Rahmen. Unser Gehirn reduziert die wahrgenommene Komplexität entsprechend unserer Erfahrung, Sozialisation und des vorgegebenen Kontexts. Oft verlieren wir darüber die Achtsamkeit für den Moment und verschenken die Chance uns von der Andersartigkeit mancher Augenblicke überraschen zu lassen.
Kürzlich las ich etwas über ein interessantes Experiment der Washingtoner Post [1]. An einem nasskalten Januar morgen stellte sich ein Straßenmusiker in eine U-Bahn-Station in Washington DC. Er spielte innerhalb von ca. 45 Minuten sechs Stücke von Bach. Während dieser Zeit herrschte starker morgendlicher Berufsverkehr in der U-Bahn-Station – errechnet wurde, dass 1.097 Menschen in dieser Zeit am Musiker vorbeigingen. Die meisten von Ihnen auf den Weg zur Arbeit. Nach 3 Minuten realisierte der erste Passant - ein Mann mittleren Alters, den Musiker. Er verlangsamte seinen Schritt und blieb sogar kurz stehen, eilte jedoch sofort hektisch weiter um augenscheinlich seine Termine einzuhalten. Eine Minute später erhielt der Musiker den ersten Dollar. Eine Frau warf das Geld im Vorbeigehen, scheinbar beiläufig in die Sammelmütze vor ihm. Sie hielt jedoch nicht an. Erneut vergingen ein paar Minuten. Ein Mann lehnte sich nun an die Wand, um ihm zu lauschen, unterbrach dieses aber abrupt als er auf die Uhr blickte. Er lief los – offensichtlich war er auf dem Weg zur Arbeit zu spät dran.
In den 45 Minuten die der Musiker spielte, hielten nur 7 Leute und blieben für eine Weile stehen. Etwa 27 gaben ihm Geld, die meisten von ihnen im Vorbeigehen. Er sammelte 32 Dollar. Als er mit dem Spielen fertig war und Stille wieder in Metro einkehrte, bemerkte dies niemand. Niemand applaudiert ihm.
Allerdings wusste auch niemand, dass es sich bei dem Musiker um den Star-Geiger Joshua Bell gehandelt hatte. Joshua Bell ist einer der talentiertesten Musiker der Welt. Gerade hatte er in der U-Bahn-Station mit Bachs Kompositionen eines der schwierigsten Stücke, das je geschrieben wurde gespielt – das alles auf einer Geige im Wert von 3,5 Millionen Dollar. Die Ironie, noch zwei Tage zuvor hatte Joshua Bell ein Konzert in Boston gegeben – Eintrittspreis durchschnittlich 100 Dollar.
Dieses Experiment sagt uns viel über die Achtsamkeit für den Augenblick und darüber, wie hoch die Gefahr ist, in den eingefahrenen Alltagsbahnen diese Achtsamkeit zu verlieren. Hinzu kommt, dass wir aufgrund unserer Erfahrung, Sozialisierung und all der Dinge, die wir erleben, unserer Wahrnehmung einfärben. Unser Gehirn reduziert die Komplexität des von ihm Wahrgenommenen. Aus einer Fülle von Wahrnehmbaren wählen wir nur einen minimalen Anteil aus, aus einer Füller möglicher Erklärungen für diese Wahrnehmung nur einige wenige und wiederrum aus einer Fülle möglicher Bewertungen meistens nur eine einzige. So werden viele Situationen, Begebenheiten und Erlebtes in Bruchteil von Sekunden als unwichtig oder nicht beachtenswert gespeichert. Im Führungsalltag und der Jobroutine ist das nicht anders. Auch in diesem Kontext kann Achtsamkeit für den Augenblick die Wahrnehmung schärfen und so manche positive Überraschung zu Tage fördern. Oder wie Überschrift für den Videoausschnitt so treffend titelt: „Stop and hear the musik“ [2].
Quellen:
[1] Vgl. http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2007/04/04/AR2007040401721.html
[2] Video zu sehen unter: http://www.youtube.com/watch?v=hnOPu0_YWhw
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