162. Systemische Nebenwirkungen in Organisationsentwicklung

Systemische Nebenwirkungen in Organisationsentwicklung

Ein wichtiger Grundsatz in der systemischen Organisationsentwicklung ist, die Komplexität durch Interaktionen abzubilden. Komplexität soll in ihren Neben-, Rück- und Fernwirkungen erfasst und mögliche Wechselwirkungen in der Organisation und mit ihrer Umwelt antizipiert werden. Was das bedeutet, schildert ein kleines Beispiel aus dem täglichen Klinikalltag: Auf einer Station einer großen Fachabteilung herrschte über einen längeren Zeitraum extremer Bettendruck und die Mitarbeiter arbeiteten an der Belastungsgrenze. Zusätzliche Ausfälle spitzten die Lage zu. Nach einer kurzfristig einberufenen Krisensitzung entschied sich der Chefarzt für einen Bettenstopp.

In unmittelbarer Konsequenz darauf gingen am nächsten Tag die ersten Beschwerden niedergelassener Kollegen ein, die sich nun mit längeren Wartezeiten für ihre Patienten konfrontiert sahen und diese nicht akzeptieren wollten. Zudem meldete sich die Notaufnahme, die ohne den bisherigen Abfluss auf Station nun mit erhöhten Kapazitätsproblemen zu kämpfen hatte. Aufgrund der neuen Probleme landete der Vorfall wieder auf dem Tisch des Chefarztes, der nun jedoch den Bettenstopp nicht ohne weiteres aufheben konnte, ohne eine Protest- und Verweigerungswelle seiner Mitarbeiter zu riskieren. Eine genaue Prüfung der Neben-, Rück- und Fernwirkungen hätte u. U. auch nicht zu einer anderen Entscheidung geführt, wohl aber zu einer besseren Kommunikation im Vorfeld und ggf. zu einem anderen Zeitplan für die Maßnahme. Vielleicht hätte aber auch die Einbindung von Niedergelassenen, Notaufnahme und anderen Beteiligten ganz andere Lösungsmöglichkeiten hervorgebracht. Denn „Betroffene“ zu „Beteiligten“ zu machen, gibt andere Perspektiven auf den Sachverhalt

Lesen Sie Impulse zum Führen und Management im Krankenhaus weiter im neuen News Blog der Ruhl Consulting: Systemisches Coaching bestimmt sich über die dahinterstehende innere Haltung. Die Begriffsklärung fällt ist je nach „Denkschule“ unterschiedlich aus.

 

 

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