175. Was kommt auf Notaufnahmen in Kliniken zu?
Was kommt auf Notaufnahmen in Kliniken zu?
Die Notaufnahme stellt im Risikomanagement und in der Prozessorganisation eines Krankenhauses einen kritischen Erfolgsfaktor dar. Vital gefährdete Notfälle treffen ebenso wie Bagatellfälle ein. Den Ansturm und die medizinischen und organisatorischen Anforderungen an die Notfallversorgung von Patienten in Kliniken zu bewältigen, stellt heute in den Notaufnahmen der Krankenhäuser eine wirkliche Herausforderung dar. Kein anderer Versorgungsbereich ist in den letzten Jahren in der Klinik so rasant gewachsen. Kein anderer hat derartige technische und organisatorische Veränderungen vollzogen und ist gleichsam derart unterfinanziert und folglich zumeist personell unterbesetzt. Unnötig lange Behandlungszeiten und eine unzureichende Ansprache verärgern und verunsichern den Patienten in dem Moment, in dem er fachkompetente Anlehnung sucht und organisatorische Defizite findet. Dabei vergeben sich Kliniken die Chance auf einen positiv geprägten ersten Eindruck. Aber auch die Qualitätssicherung leidet unter mangelnden Puffern. Es lohnt sich für eine Klinik, diesen Bereich unter die Lupe zu nehmen und sich nicht von den Entwicklungen überrollen zu lassen.
Das aktuelle „Positionspapier für eine Reform der medizinischen Notfallversorgung in deutschen Notaufnahmen“ von Riessen et. al. - mit Unterstützung der DIVI, der DGIIN, der DGAI, der DGCH und der DGINA - liefert ausgehend von den akuten Problemstellungen in Krankenhaus-Notfallaufnahmen eine umfassende Vorschlagsliste für eine Reform der medizinischen Versorgung in Notaufnahmen. Adressiert an Bundesgesundheitsministerium, Sozialministerien der Länder, Landkreise und Gemeinden, Krankenkassen und InEK, Kassenärztliche Vereinigungen, Ärztekammern und Fachgesellschaften, werden bestehende Rahmenstrukturen und notwendige Verbesserungsnotwendigkeiten umfassend beleuchtet.In diesem Kontext ist der Appell an Krankenhäuser zu verstehen, ihrerseits in die benötigten personellen, räumlichen und apparativen Ressourcen, Weiterbildungsmaßnahmen in der Notfallmedizin sowohl bei Ärzten wie auch bei Pflegekräften zu investieren. Ab einer bestimmten Größe sollten sie ein eigenes Leitungsteam aus ärztlicher und pflegerischer Leitung besitzen. Auch müssen die Notaufnahmen systematisch ins Belegungsmanagement der Klinik integriert sein.
Aus unserer Sicht kann kein Weg daran vorbei gehen, diese Strukturen zu schaffen. In diesem Rahmen ist weiterhin sinnvoll an zukunftsfähigen Ablauforganisationen zu arbeiten. Die verantwortungsvolle Steuerung der Patienten entlang der organisatorisch aufwendigen interdisziplinären Schnittstellen von der Behandlung „ambulanter Bagatellfälle“ bis hin zur Intensivbetreuung vital bedrohter Notfälle lässt sich nur interdisziplinär, interprofessionell und intersektoral lösen. Patienten ohne stationäre Aufnahmeindikation bekommt das Krankenhaus in der Regeln nicht annähernd kostendeckend refinanziert. Da hilft wenig, dass die Behandlung einfacher ambulanter Fälle mit den Ressourcen eines Krankenhauses von den Kostenträgern nicht gewünscht ist, wenn diese keine Alternativen bereitstellen. Fakt ist, dass diese Fälle gut und gerne einen Anteil von über 50% des Aufkommens ausmachen. Ohne ärztlichen Behandlung darf aus haftungsrechtlichen Gründen kein Patient weggeschickt werden. Dass Krankenhäuser dann die häufig nervenaufreibend langen Wartezeiten für diese Patienten billigend in Kauf nehmen, ist ökonomisch nachvollziehbar. Dass das Stressniveau für Patienten und in der Folge auch für das Personal entsprechend hoch ist, ist psychologisch nachvollziehbar.
In der Notaufnahme werden am anderen Ende des Spektrums Weichen für die klinische Behandlung gesetzt, die von erheblicher Tragweite sind. Gerade für vital bedrohte Fälle, darf keine Zeit verschwendet werden. Dafür muss eine Notaufnahme jederzeit gerüstet sein.
Was kann ein Krankenhaus tun? Zunächst braucht es ein hausindividuell zugeschnittenes Masterkonzept für eine zukunftsfähige Organisationsstruktur in der Notaufnahme, das dann schrittweise in der Praxis mit Leben gefüllt wird. Es geht um Fragen wie die sichere Ersteinschätzung bis zum zügigen Abfluss der stationären Patienten, die intelligente IT-gestützte Termin- und Ressourcensteuerung (Ärzte, Fachpersonal, Räume, Betten, Diagnostik), das Personalkonzept, die Raum- und Funktionsprogrammierung und Ablaufplanung in der Notaufnahme. Es geht um eine Verzahnung zentraler Ablaufkonzepte über das Gesamthaus, jenseits aller Abteilungs- und Berufsgruppengrenzen. Das bedarf professioneller Instrumente und konsentierter Konzepte, bei deren Umsetzung sich die Beteiligten gegenseitig beim Wort nehmen lassen – einerseits. Und andererseits geht es um eine Betrachtung von Ökonomie und Ressourceneinsatz aus dem Blickwickel der Verantwortung.
Lesen Sie Impulse zum Führen und Management im Krankenhaus weiter im neuen News Blog der Ruhl Consulting: Die Notaufnahme stellt einen kritischen Faktor in der Prozessorganisation und im Risikomanagement einer Klinik dar.
06.08.2015 – 16:06 Uhr
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