171. Systemisches Coaching - eine Frage der Haltung

Systemisches Coaching - eine Frage der Haltung

Systemisches Coaching bestimmt sich über die dahinterstehende Haltung. Die Begriffsklärung fällt ist je nach „Denkschule“ unterschiedlich aus.

Die Wurzeln der systemischen Beratung und Therapie liegen im Gegensatz zu anderen Beratungsformen weder bei einer einzelnen Gründungspersönlichkeit noch im historischen Entwurf eines einheitlichen Theoriegebildes. "Die Systemik" ist das Werk vieler Denker, Strömungen und Entwicklungen. Im Wesentlichen – abgesehen von den Werkzeugen und Modellen – ist für uns systemisches Coaching eine Frage der Haltung.

Im Mittelpunkt dieser Haltung steht die Lösungs- und Ressourcenorientierung. Systemische Beratung bedeutet für uns, die Menschen, die wir begleiten, immer wieder zu ihren besten Möglichkeiten einzuladen, statt in der Problemstarre zu verharren. Denn „nur weil ich den Karren in den Dreck gefahren habe, weiß ich noch lange nicht, wie ich ihn herausbekomme“.* Systemisches Coaching und Beratung bedeutet also, dem Prinzip der Kurzzeittherapie entsprechend, sich mehr dafür zu interessieren, wie man den Karren wieder aus dem Dreck bekommt, als sich analytisch mit der Frage auseinanderzusetzen, wie er dort hineingekommen ist. Vor dem Hintergrund, dass viele Menschen eher defizitorientiert sind und darüber grübeln, was alles nicht geht, stellt dies einen Weg dar, das Erleben von Selbstwirksamkeit zu stärken: Mit unserer Beratung laden wir ein, in Lösungen zu denken und auf die eigenen Stärken zu schauen. Diese Fokussierung beinhaltet gleichzeitig eine starke Form der Wertschätzung. Denn letztendlich bedeutet Ressourcenorientierung, das Gegenüber in und mit seinen Werten zu schätzen.

Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass Menschen die Lösung für ihr Problem bereits in sich tragen. Von außen „aufgezwungene“ Lösungen können nie so nachhaltig sein, wie freie Entscheidungen. Die Lösungen, die uns in der Beratung vielleicht am logischsten erscheinen, müssen für den Kunden nicht die richtigen sein. Das bedeutet, mit einer mächtigen Portion Demut und die Achtsamkeit in systemischem Coaching und systemischer Beratung stets eine gewisse Neutralität beizubehalten und bewertungsfrei auf den Kunden zu blicken. Gerne unterstützen wir mit Lösungsimpulsen oder auch strategischen Empfehlungen – diese sind jedoch immer nur ein Angebot. Der Kunde bleibt selbst in der Verantwortung für die eigene Lösungsfindung – wir sind dabei eher eine Art Geburtshelfer für neue Lösungsoptionen – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Unserer Erfahrung nach werden nur die eigenen Lösungen nachhaltig im Leben integriert und geben dem Kunden ein Gefühl von innerer Stimmigkeit. Und dieses Gefühl liefert letztlich die Kraft für die Veränderung.

Nachtrag: 
Meine Aufsichtsrätin, die ich als gestandene Journalistin sehr schätze, sagt dazu: Ist das nicht ein bißchen weich, wie ich das formuliere? Braucht es nicht eine klare Positionierung, die aufrüttelt? Als selbstreflektierter Mensch habe darüber nachgedacht und bin der Überzeugung, dass Menschen wertschätzend anzunehmen, meine klare Entscheidung und Positionierung ist.Sicherlich ist das nicht typisch für Berater, die häufig durch polemische Positionierung breit und lang die Defizite von Mitarbeitenden und Führungskräften aufzeigen. Wahrscheinlich versprechen sie sich in dieser "Ankläger-"Rolle leichter als Übermittler schlechter Nachrichten und Retter für das Management engagiert zu werden? Was ja grundsätzlich zu funktionieren scheint. Schauen Sie deshalb genau auf die Ergebnisse, die nach Ende des Projektes wirklich übrig bleiben. Wie oft bleiben das eigentlich nur teuer bezahlte Alibi-Projekte? Inwieweit haben sich Menschen mit dem Projekt tatsächlich weiterentwickelt und schöpfen daraus Kraft und Zuversicht? In der systemischen Haltung gehen wir zunächst einmal davon aus, dass Menschen grundsätzlich leistungsbereit sind und schauen uns dann die sozialen und organisatorischen Verpflechtungen genauer an, bevor wir Hypothesen und Lösungsansätze anbieten.

Wenn Sie neugierig auf die systemische Haltung sind und sich für ein persönliches Coaching in Ihrem beruflichen Konzept, ein Coaching für Ihr Team oder ein Projektcoaching interessieren, dann könnte unser Angebot für Sie interessant sein. Weitere Informationen hierzu finden Sie hier.

 

Lesen Sie Impulse zum Führen und Management im Krankenhaus weiter im neuen News Blog der Ruhl Consulting: Systemisches Coaching bestimmt sich über die dahinterstehende Haltung. Die Begriffsklärunghttp://www.krankenhausberater.de/impulse/news-blogs/detail/news/Systemisches-Coaching-eine-Frage-der-Haltung.html fällt ist je nach „Denkschule“ unterschiedlich aus.

 

*Ausspruch Gunthard Weber, Arzt für Psychiatrie-Psychotherapie, Gründer des Wieslocher Instituts für systemische Lösungen.   

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