056. Burn-out in Pflegeberufen - Brandschutz mal anders

Burn-out in Pflegeberufen - Brandschutz mal anders

Stressstudien und Fehlzeitenreports weisen auf ein zunehmendes Stressniveau und den Wert einer positiven Unternehmenskultur hin. Wenn von Belastungen im Arbeitsalltag gesprochen wird, fällt heutzutage oft der Begriff Burn-out-Syndrom als Folge von Stress und Arbeitsüberlastung. Es ist jedoch zu wenig, von Burn-out zu wissen. Man muss sich kritisch mit diesem Thema auseinandersetzen: „Was ist Burn-out?“ „Wie äußert es sich bei jedem einzelnen?“ „Wie kann dem personell und institutionell begegnet werden?“.

Im Laufe meines beruflichen Werdegangs wurde ich mehrfach mit diesem Thema konfrontiert. Besonders in helfenden Berufen – hierzu zählt auch der Beruf der Pflegekraft – ist dieses Thema von großer Bedeutung. Diese Gewichtung dieses Themas im täglichen klinischen Pflegealltag hat den Impuls für diesen Beitrag gegeben.

„Wenn Du Dein ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätigsein verlegst und keinen Raum für mehr Besinnung vorsiehst, soll ich Dich da loben? Wie kannst du voll und echt Mensch sein, wenn Du dich selbst verloren hast? Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst du also nicht nur für die anderen, sondern auch für dich selbst ein aufmerksames Herz haben. Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst.“

Bernhard von Clairvaux an Papst Eugen

Die Problemstellung

Gesellschaftliche und politische Verhältnisse

Gesellschaftliche Phänomene und Probleme wirken direkt und indirekt auf die Menschen, die in ihr leben und auf die Institutionen, in denen die Menschen arbeiten. Tritt ein Wertewandel ein – weg von Wertschätzung und Miteinander hin zu einer Ellbogen-orientierten Leistungsgesellschaft – können durch Druck und Konkurrenzkampf Mechanismen erzeugt werden, die mit einer Mitarbeiterzufriedenheit unvereinbar sind. Solche Faktoren sind z. B. beständige Kontrolle im Arbeitsalltag, hohe Arbeitsbelastung und wenig Freizeit.

Ungünstige gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen können folglich den Burn-out-Verlauf verstärken oder zumindest einen Ausstieg aus dem Teufelskreis erschweren.

Veränderungen im Gesundheitswesen

Wie in anderen westlichen Gesellschaften unterliegt auch das Gesundheitswesen in Deutschland einem Wandel. Die Pflegeberufe als größte klinikinterne Berufsgruppe sind davon nicht ausgenommen. Wesentliche Veränderungen, wie zum Beispiel die Ökonomisierung der Gesundheitsdebatte, sind Phänomene, denen es sich zu stellen gilt. Auch die Entwicklung in der Pflege selbst, wie die Akademisierung und Verwissenschaftlichung, Maßnahmen der Qualitätssicherung und neue Konzepte der Versorgung stellen für die Pflegenden neue Herausforderungen aber auch Anforderungen dar, die zur Überforderung und letztlich zum Burn-out-Syndrom führen können. Neben den vor Ort herrschenden, oft unzureichend koordinierten Arbeitsbedingungen kommen existentiell wirksame Faktoren, wie zum Beispiel Verlustängste bezüglich des Arbeitsplatzes zu Tage. Die teilweise auseinanderklaffende Schere zwischen maximaler Leistung des Einzelnen und trotzdem bedrohlicher Lage der Institution wirken hier wie ein Brandbeschleuniger.

Institutionelle bedingte Stressoren

Tägliche Ärgernisse und Reibereien über

  • unzureichende Arbeitsbedingungen
  • widersprüchliche Anforderungen
  • schlechte Informationspolitik

Quantitative Überforderung durch

  • Zeitdruck
  • Terminenge

Soziale Konflikte durch

  • Streit mit Mitarbeitern, Vorgesetzten
  • Schwierigkeiten mit Patienten, Angehörigen

Traumatisierende Erlebnisse

  • Mobbing
  • Leid, Tod, Trauer

Dass ein großer Teil der benannten Themenfelder zunächst einmal wahrgenommen werden, liegt in der Verantwortung der entsprechenden Führungskraft einer Institution. Doch oft liegt es gerade an der so wichtigen empathischen Ausprägung und der damit fehlenden Möglichkeit, die brisanten Punkte zu fokussieren. Verstärkend kommt hinzu, dass Führungskräfte durch ihre Beteiligung am operativen Geschäft nur die Innenansicht als Blickwinkel zur Verfügung haben.

Die Lösung

Als ich zum ersten Mal in der Rolle des externen Beraters in Kliniken vorstellig wurde, eröffnete sich ein deutlich erweitertes Bild aus der Vogelperspektive im Vergleich zur vorherigen innerklinischen Ansicht. Nun liegt es an der optimal ausgestalteten Nutzung der sich ergebenden Synergien. Ein vorher von beiden Seiten sorgfältig geplantes Zusammenspiel eröffnet auf diese Weise ungeahnte neue Horizonte. Um diese auch tatsächlich zu erreichen, sind viele Hebel gleichzeitig zu bedienen:

  • Eine mit allen Beteiligten geführte ehrliche Kommunikation auf Augenhöhe
  • Untermauerung oder Widerlegung gefühlter Phänomene, um auf eine echte Basis zu kommen
  • Den entstehenden Vertrauensvorschuss der Mitarbeiter in Veränderungsprojekte mit positiver Energie zur Vereinbarung und Umsetzung optimierter Arbeitsbedingungen nutzen

Als unermesslich wichtig lässt sich bei einem erfolgreich verlaufenden Projekt die Wertschätzung darstellen, welche die Mitarbeiter in solchen Situationen fühlen. Eine auf Nachhaltigkeit und langfristige Umsetzungsbegleitung ausgelegte Zusammenarbeit interner und externer Partner widerlegt endgültig das stigmatisierte innerklinische Bild an das Beraterimage. Es ist wichtig zu realisieren, dass es durchaus möglich ist, die Brenngläser am Arbeitsplatz, welche das Burn-out begünstigen, zu identifizieren und präventiv zu entfernen bevor Feuer und Löschwasser immense Schäden angerichtet haben.

Beratung ist Vertrauenssache - gerade in der berufsgruppenübergreifenden Prozessentwicklung . Wenn Sie mehr über unsere Haltung erfahren möchten, kommen Sie einfach auf uns zu! Weitere Informationen hierzu finden Sie hier.

Lesen Sie Impulse zum Führen und Management im Krankenhaus weiter im neuen News Blog der Ruhl Consulting: Die TK-Stressstudie 2016 und der AOK-Fehlzeitenreport 2016 weisen auf ein zunehmendes Stressniveau und den Wert einer positiven Unternehmenskultur hin.

 

 

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