168. Tarifabschluss - Auswirkungen für die Krankenhäuser
Tarifabschluss - Auswirkungen für die Krankenhäuser
Am 05.02.2015 einigten sich Marburger Bund und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) in der dritten Tarifrunde.
Die Einigung
In rund 550 kommunalen Kliniken erhalten die Krankenhausärzte über die nächsten 21 Monate in zwei Stufen 4,1 Prozent mehr Geld. Zusätzlich wurde eine geänderte Vergütung im Bereitschaftsdienst vereinbart, die künftig auch die Qualifikation und Berufserfahrung der Ärzte berücksichtigt.
Der Marburger Bund fasst zusammen, dass die Vereinbarungen insgesamt einer Erhöhung von rund 5% entsprechen. Der VKA bezeichnet die Einigung als einen vertretbaren Abschluss für die Kranken-häuser und Ärzte, der Tarifabschluss für die Krankenhäuser führe zu Mehrkosten von 316 Mio. EUR.
Die Auswirkungen
Die Auswirkungen in den Häusern werden sich im Wesentlichen je nach Anzahl, Ausbildungsgrad und Berufserfahrung der Ärzte auf die einzelnen Fachabteilungen verteilen. Für jede der rund 550 betroffenen Kliniken bedeutet der Abschluss dennoch eine Mehrbelastung von im Schnitt knapp 575 TEUR.
In einigen Kliniken wird es nicht möglich sein, die Steigerung durch den Anstieg der Baserate und eine Ausweitung der Leistungszahlen aufzufangen. Es ist daher eine weitere Verdichtung der ärztlichen Arbeit zu befürchten, die Belastung der Ärzte steigt weiter.
Für bereits jetzt defizitäre Krankenhäuser verschärft sich die Lage, heute noch ausgeglichene Häuser werden ggf. defizitär. Finanzielle Möglichkeiten für Investitionen in gute Qualität und Prozessoptimierung verringern sich oder müssen gestrichen werden.
Unsere Empfehlung
Diese Tarifrunde war nicht die erste und sie wird nicht die letzte sein.
Wir empfehlen jedem betroffenen Haus, eine umfassende Analyse der Personalkosten und Personalerlöse im Ärztlichen Dienst durchzuführen. Die Kosten für den Ärztlichen Dienst im Krankenhaus lassen sich den einzelnen Fachabteillungen und Bereichen weitestgehend problemlos zuschlüsseln. Werden für einzelne Bereiche, z.B. Ambu-lanzen oder Funktionsbereiche, bislang keine expliziten Personalkosten ausgewiesen, so lässt sich über Verrechnungsschlüssel auch für diese Bereiche der Aufwand abbilden.
Weitaus schwieriger ist für die Krankenhäuser die Frage zu beantworten, in welcher Höhe die Personalkosten je Bereich refinanziert sind. Nicht jeder Bereich im Krankenhaus muss refinanziert sein. Es sollte allerdings Transparenz dazu herrschen, wo Defizite entstehen, und wie diese Defizite durch Überschüsse im Haus gegenfinanziert werden.
Insbesondere für unterfinanzierte Bereiche sollte die reine Betrachtung von Kosten und Erlösen durch eine Analyse der Arbeitsabläufe ergänzt werden, um ärztliche Arbeitszeit zu differenzieren in patientennahe und patientenferne Tätigkeiten. Eine weitere Differenzierung kann erfolgen in wertschöpfende und nicht wertschöpfende Tätigkeiten. Häufig weist eine solche Analyse unmittelbar auf Verbesserungspotenziale hin, wie die zur Verfügung stehende Arbeitszeit effektiver und effizienter eingesetzt werden kann.
Eine innovative Möglichkeit, Ärzte zu entlasten, besteht im Einsatz von Arztassistentinnen oder Arztassistenten. Unsere Analysen haben ergeben, dass Ärzte im Schnitt rund 20% ihrer Zeit mit Tätigkeiten verbringen, für die eigentlich kein ärztliches Hintergrundwissen erforderlich ist. Durch den Einsatz einer Arztassistenz können diese Tätigkeiten delegiert werden und direkt für primär ärztliche Tätigkeiten am Patienten genutzt werden.
Wir unterstützen Sie gerne bei der Durchführung von Analysen zu Personaleinsatz, Personalkosten und Refinanzierung und beraten Sie zu Einsatzmöglichkeiten der Arztassistenz.
Für unsere Kunden konnten wir:
- Klarheit zur Refinanzierung der ärztlichen Personalkosten in den einzelnen Bereichen schaffen
- Überstunden im Ärztlichen Dienst reduzieren durch Entlastung von administrativen Aufgaben
- Die Patientenzufriedenheit deutlich steigern durch mehr Zeit für Patienten-Arzt-Kontakte
- Die Mitarbeiterzufriedenheit steigern durch Fokus auf primär ärztliche Tätigkeiten
- Vorteile in der Personalakquise von Ärzten realisieren (Arztassistenz als Wettbewerbsvorteil)
- Prozesse auf Station grundlegend optimieren durch kontinuierliche administrative Unterstützung des Arztteams
Lesen Sie Impulse zum Führen und Management im Krankenhaus weiter im neuen News Blog der Ruhl Consulting: Eine Deckungsbeitragsrechnung nach der Systematik der InEK-Matrix gibt Transparenz zu den refinanzierten Personalkosten.
06.02.2015 – 15:20 Uhr
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