025. Die Organisation der Entlassung
Die Organisation der Entlassung
Die “neue Welt” im Krankenhaus fordert den Wertewandel hin zu einer ganzheitlichen Patientenversorgung auf Augenhöhe. In der Diskussion steht immer wieder der Entlassprozess. Die Verweildauer in deutschen Krankenhäusern hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert – und durch den medizinisch-technischen Fortschritt bedingt bei einer deutlich gestiegenen Qualität der Behandlung. Der Fokus der Behandlung liegt heute auf der gezielten Behandlung der Hauptdiagnose. Ziel ist die konkrete Verbesserung des Gesundheitszustandes in Bezug auf die Hauptdiagnose. Die Behandlung ist darauf ausgerichtet, den Patienten mit einem definierten (Behandlungs-)Ergebnis innerhalb einer definierten Zeit zu entlassen bzw. in weiterversorgende Einrichtungen zu verlegen. Aufnahme- und Entlasstag werden bestmöglich durchorganisiert.
Im Sinne einer ergebnisorientierten Behandlung strebt das Behandlungsteam mit allen Mitteln danach, vom – nach der gegenwärtigen Situation wahrscheinlichen – Ende des Behandlungsprozesses her zu denken und eine geplante Entlassung, einen effektiven Behandlungsabschluss, zu organisieren. Alle Risiken, die einer geplanten Entlassung entgegen stehen, werden in der Prozesskette so weit wie möglich nach vorne verlagert. Dazu gehört, dass der Bewertung der anamnestischen Daten mit dem Patienten Aufmerksamkeit gewidmet wird. Viel Sorgfalt wird auf Fokussierung und Informationstransparenz aller Beteiligten gelegt.
Wie geht es dem Patienten in diesem Systemwandel? Ist die Verweildauerreduktion überwiegend auf eine bessere Organisation der Behandlungskette zurückzuführen und die Konzentration auf das primäre Behandlungsziel, dann stellt unser heutiges stationär-medizinisches Versorgungssystem in Deutschland sicherlich ein hocheffektives dar. Durch Vermeidung von Verschwendung im System und der medizinischen Zuwendung genau in dem Umfang wie der Patient es bedarf, werden beschränkte Ressourcen des Gesundheitssystems bedarfsorientiert eingesetzt. Zuwendung wird zu einer Frage der Qualität nicht der Quantität.
Dem Gedanken entspricht es, die Prozesse und Routinen auf Station wohl zu ordnen: morgens die Patienten mit fertigem Arztbrief zu entlassen, die anwesenden Patienten zu versorgen und dann elektive Patienten einzubestellen bzw. die Patienten aus der Notfallaufnahme zu übernehmen. Doch wenn es um die Konkretisierung geht – das heißt, der Patient soll morgens sein Zimmer verlassen, damit es gereinigt werden kann und frühzeitig dem bedürftigen nachfolgenden Patienten wieder zur Verfügung stehen kann, wird die Diskussion für die Stationsmitarbeiter oft schwierig. Die Entlassung des Patienten um 9 Uhr, sodass sein Bett ab 10 Uhr wieder belegbar ist, ist ein entscheidender Einschnitt im Tagesablauf der Station. Dabei schafft das Festlegen einer Entlassuhrzeit die Planungsbasis für das Bettenmanagement und erleichtert allen Berufsgruppen auf Station das Arbeiten. Alleine dem Patienten und seinen Angehörigen ist die Entlassuhrzeit auf der überwiegenden Zahl der Pflegestationen in Deutschland heute noch fremd. Seien es die Angehörigen, denen das Abholen am Nachmittag besser in den Tag passt oder das Mittagessen, das der Patient gerne noch zu sich nehmen möchte. Die Mitarbeiter möchten diesen Service dem Patienten nicht vorenthalten. Dabei profitiert der Patient selbst am meisten vom Paradigmenwechsel: geringere Wartezeiten bei der Entlassung ebenso wie bei der Aufnahme, höhere Informationstransparenz zum eigenen Gesundheitszustand durch laufende enge Einbindung in den Behandlungsprozess sind nur zwei zentrale Argumente. Und dem, dem es am Ende der Behandlung noch tatsächlich noch um das Mittagessen geht, der bekommt im Sinne der Serviceorientierung gerne seinen Bon für ein Lunchpaket in der Cafeteria. Angehörige sind manchmal gar nicht so schlecht organisiert – wenn sie sich nur rechtzeitig auf den Entlasstermin einstellen können. Patient und/bzw. Angehöriger sind durch die laufende Entlassplanung auch organisatorisch in den Behandlungsprozess einbezogen. Möglicherweise ist dies der Anfang einer neuen Qualität im Arzt-Patienten-Verhältnis?
Wenn Sie sich weiter mit der systematischen Prozessorganisation auf Station auseinander setzen wollen, dann könnte unser Seminarangebot zum Stationsmanagement für Sie interessant sein.
Lesen Sie Impulse zum Führen und Management im Krankenhaus weiter im neuen News Blog der Ruhl Consulting: Unseren Projektfahrplan für Prozessorganisation auf Stationen und zur Verbesserung der Stationsabläufe haben wir Stand 2013 in über 30 Krankenhäusern und Projekten mit über 100 Stationen realisiert.
15.11.2010 – 16:06 Uhr
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