054. Medizinische Versorgungszentren
Medizinische Versorgungszentren
Die historischen Vorreiter Medizinischer Versorgungszentren waren die Polikliniken. Die erste Poliklinik wurde bereits 1810 von dem Arzt Christoph Wilhelm Hufeland gegründet. In der ehemaligen DDR stand hinter diesem Konzept eine lange Tradition. Gehörte doch dort diese Art der Versorgung von Patienten zum Standard. Es praktizierten mehrere angestellte Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fakultäten fachübergreifend unter einem Dach. Nach der Wiedervereinigung wurde die medizinische Versorgung nach dem Modell der niedergelassenen Ärzte in Westdeutschland organisiert. Nur wenige Versorgungszentren hatten noch bis 1995 eine Zulassung. Nach einer Gesetzesänderung durch das Gesundheitsstrukturgesetz vom 01.10.1992 konnten die Zentren unbefristet weiterarbeiten, jedoch waren Neuzulassungen nicht möglich. Die Politik erhielt aus den Vorteilen einer solchen Versorgungsform wichtige Impulse und es wurden neue Modelle zum Erhalt erarbeitet. 2002 erhielten die Medizinischen Versorgungszentren die Genehmigung, neue Ärztinnen und Ärzte aufzunehmen [1].
Nach der Gesundheitsreform 2004 gründeten sich Medizinische Versorgungszentren, kurz MVZ genannt, sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten. Allerdings siedelte sich ein Großteil in Großstädten an. Das Konzept, eine koordinierte Behandlung für den Patienten unter einem Dach zu schaffen, nahm konkrete Formen an.
In aller Regel sind nicht nur Vertragsärzte als Träger von MVZ beteiligt, sondern auch Krankenhäuser. So sind Ende 2010 bereits ca. 1.654 Medizinische Versorgungszentren zugelassen. Dort praktizieren ca. 8.610 Ärzte. Davon rund 1.350 als Vertragsärzte und ca. 7.300 im Anstellungsverhältnis [2]. Im Vergleich waren es Ende März 2006 lediglich 420 zugelassene MVZ in allen Bundesländern mit 1.648 ÄrztInnen, davon 960 als Angestellte. In vielen Zentren sind zusätzlich auch Apotheken und Physiotherapeuten untergebracht, so können Synergieeffekte optimal genutzt werden und für den Patienten entstehen kurze Wege.
Die Medizinischen Versorgungszentren bergen sehr viele Vorteile und Chancen sowohl für Patienten als auch für die Ärzte. Hohe Fachkompetenz, gebündelt in einer Einrichtung, vermeidet zudem Doppeluntersuchungen und reduziert die Behandlungskosten. Die Möglichkeit zur gemeinschaftlichen Nutzung der Medizintechnik ist ein weiterer positiver Nebeneffekt. Es entstehen geringere Verwaltungsaufgaben und Arbeitszeitmodelle können flexibler gestaltet, Familie und Beruf gut in Einklang gebracht werden. Wie ist es mit dem wirtschaftlichen Risiko. welches eine Praxisgründung mit sich bringt? In einem MVZ können ÄrztInnen als Angestellte mit Festgehalt und geregelten Arbeitszeiten ohne unternehmerisches Risiko tätig werden. Durch Beteiligung werden sie zu Mitunternehmern.
In einer 2008 durchgeführten Umfrage stellte sich heraus, dass das Durchschnitts-MVZ über 4,4 Zulassungen mit 5,8 Ärzten besetzt ist. Tatsächlich werden die Zulassungen der Kassenärztlichen Vereinigung also häufiger auf mehrere Ärzte verteilt. Je größer ein MVZ ist, umso mehr Teilzeitstellen können angeboten und auch genutzt werden. Der Frauenanteil in MVZ ist nicht signifikant höher als in der ambulanten Medizin. Eine Ausnahme bilden an dieser Stelle die Polikliniken nach §311 SGB V, also bei wesentlich älteren Versorgungszentren. Hier werden bis zu 76% Ärztinnen beschäftigt.
Allem Optimismus zum Trotz, gibt es auch Bedenken und Risiken. Andere Krankenhäuser und Vertragsärzte können eine Bedrohung in den MVZ sehen. Ebenso kann es zu finanziellen Problemen kommen, da die Amortisierung der Investitionen zu Beginn der Gründung nicht zwingend abgesichert war. Es besteht seitens der Krankenkassen keinerlei Verpflichtung sich vertraglich (z. B. Integrierte Versorgung) zu beteiligen. Nachdem Krankenhäuser vermehrt in die Gründung von MVZ investieren, um ihr Leistungsspektrum zu erweitern, werden viele Leistungen aus dem stationären in den ambulanten Sektor verlagert [3].
Um auch zukünftig weiterhin eine umfassende Versorgung aller Patienten sowohl ambulant als auch stationär zu gewährleisten, ist eine gute und konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten im Gesundheitssektor unerlässlich. Kleinere Einheiten werden es in Zukunft schwerer haben, die vielfältigen Anforderungen erfüllen zu können. Somit stellt ein MVZ eine gute Alternative dar, um im Bedarf auf eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten zurückgreifen zu können. Die „Gesundheit unter einem Dach“ wird sich auch in Zukunft weiter entwickeln und etablieren.
Quellen:
[1] Medizinisches Zentrum Bonn (www.medizinisches-zentrum-bonn.de abgerufen am 26.01.2012)
[2] Kassenärztliche Bundesvereinigung (www.kbv.de abgerufen am 26.1.2012)
[3] Kassenärztliche Bundesvereinigung (www.kbv.de abgerufen am 26.1.2012)
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03.02.2012 – 06:01 Uhr
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