149. Vom Fasten und von Veränderungsprojekten
Vom Fasten und von Veränderungsprojekten
Das Veränderungsthema am Thema des Fastens zu beleuchten, ist ein Ergebnis meiner persönlichen Fastenerfahrung über 40 Tage.
Haben auch Sie eine Handvoll Bücher, die die Qualität hatten, ihr Leben zu verändern? Ich hatte ein solches am 15.11. letzten Jahres in der Hand – und habe am 16.11. daraufhin kurzentschlossen bis zum 24.12. mit einer 40-tägigen Fastenzeit (meine erste überhaupt) begonnen. Eine radikale Veränderung von heute auf morgen, die zunächst ziemlich vielen vorhandenen Glaubenssätzen trotzen musste („an Schokolade komme ich kaum vorbei“ etc.). Das besagte Buch hat aber durch Hintergrundinformation aufkeimende Bedenken zerstreut und gleichzeitig eine tiefe Sehnsucht bei mir angerührt.
Einen solchen Impuls zu bewirken ist eine hohe Kunst in der Begleitung von Veränderungsprojekten. Wer dies beim anderen berühren will, braucht vor allem eines: Einfühlungsvermögen in die intrinsischen Motivatoren des Gegenübers.
Meine Motive lagen in der Selbsterfahrung und Weiterentwicklung, wofür ein lange Fastenzeit von 40 Tagen spricht: Fasten führt durch Verzicht zum Innehalten und zur Konzentration auf das Wesentliche. Wer tiefen Inhalt im Leben erhalten will, muss sich Schicht für Schicht nach Innen wenden, innehalten, auf sich selber hören. Wer sich selbst tief vertraut, wird gegenüber sich selbst und anderen auch Vertrauen ausstrahlen können und diesen damit in der Weiterentwicklung hilfreich sein. Darauf war ich einfach neugierig.
In den ersten Tagen der Fastenkrisen, tauchten die bekannten Symptome der Erstverschlimmerung auf: Eine Auseinandersetzung mit meinen eigenen Inhalten – bei mir etwa das Thema der Abgrenzung und der persönlichen Grenzziehung – stellte sich wie von selbst immer wieder neu. Der Körper schaltete mit dem Fasten unmittelbar auf Energiesparmodus um. Ich begann intuitiv sämtliche Multitasking-Tätigkeit niederzulegen. Es galt, die eingeschränkte Energie bewusst einzusetzen. Das Erstaunliche daran: am Ende der Woche hatte ich qualitativ nicht weniger geschafft als sonst. Und doch: In der Auseinandersetzung regten sich auch bislang offenbar von mir verdrängte Widerstände. Bei mir war das etwa die Frage des Vertrauens in die eigene Intuition: Weist sie mir wirklich zielsicher den Weg für meine neue Grenzziehung, ob eine Ausgewogenheit von Geben und Nehmen tatsächlich gegeben ist?
Über die Fastenzeit wurde mir immer bewusster, dass Symptome für ein übermäßiges Geben für mich zuverlässig einfach zu entschlüsseln sind: ich entdeckte mein Gefühl als den zuverlässigen Wegweiser. Meine Projekttage sind so gut wie immer intensiv. Wenn ich mich aber fühlte, als wäre mir übermäßig Energie ausgesaugt worden, dann ist dies ein zuverlässiger Indikator, dass ich an dem Tag in der Zusammenarbeit von der anderen Seite wenig bekommen hatte, was dazu taugte auch meinen Akku positiv aufzuladen. Und wenn sich solche Tage beim gleichen Kunden häufen, dann habe ich in dem Projekt garantiert eine Aufgabe, über meine beraterische Abgrenzung nachzudenken. Gleichzeitig begann ich sehr bewusst wahrzunehmen, wie viel Kunden mir tagtäglich geben: das geht von der Gastfreundschaft in den kleinen Gesten, über die gemeinsame Mittagspause, über das Teilen persönlicher Erfahrungen bis zum Schenken von Vertrauen. Wow!
In dem ich mich dem Symptom des „Ausgesaugtfühlens“ bewusst zuwende und entschlüssle, wieso es mir bislang als erfolgreiche Strategie dienlich war, es zuzulassen, erlaube ich mir, das Muster bewusst als Teil meiner vergangenen Geschichte im Frieden hinter mir zu lassen und es im Perspektivwechsel durch ein neues Bild zu ersetzen. Das Interessante war, dass ich mit dem neuen Bild eine Veränderungskraft erlebt habe, die immer wieder unverhofft wie aus dem Nichts auftauchte, und die dazu führte, mich lösungsorientiert mit meiner persönlichen Herausforderung auseinanderzusetzen.
Nur auf mich selbst zu hören und mir Raum zu nehmen für Intuition, im Moment sein, mit allen Sinnen spüren, war eine großartige Erfahrung. Die Zeit als zentrale Stellschraube unserer Leistungsgesellschaft verliert ihre Macht und stattdessen geht über den biblischen Zeitraum von 40 Tagen die Selbsterfahrung von Woche zu Woche, von Schicht zu Schicht immer ein Stück tiefer. Nicht mehr und nicht weniger hat der Fastenratgeber versprochen. Und das hat das Fasten zumindest bei mir auch wirklich unterstützt.
Auch ein Nachweis, dass eine nachhaltig tiefe Veränderung ohne den Faktor Zeit und ohne persönliche neue Erfahrungen nicht möglich ist. Auch wenn die Literatur aufgrund unterschiedlicher Untersuchungen unterschiedliche Faustregeln nennt - ich kann mir tatsächlich 40 Wiederholungen bis sich neue Muster verankern als hilfreiche Orientierung vorstellen.
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04.04.2014 – 08:02 Uhr
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