007. Eine Frage der Verantwortung II
Eine Frage der Verantwortung II
Eine Verantwortungskultur aufzubauen, hat zugleich mit Bring- und Holschuld zu tun. Das GRPI-Modell unterstützt Führungskräfte in der Teamentwicklung
Sehr geehrte Frau Müller-Mischke,
hiermit muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Sohn Alexander im Monat September im Mathematikunterricht häufig Heft oder Bücher vergessen hatte und häufig zu spät in den Unterricht kam. Da es für Ihr Kind sehr wichtig ist, den neuen Stoff im Unterricht mit zu erarbeiten und zu Hause das neu Gelernte in den Aufgaben selbstständig anzuwenden, bitte ich Sie, mit Alexander in diesem Monat zu sprechen, um größere Lücken und ein Absinken der Noten zu vermeiden. Falls Sie mit mir darüber sprechen wollen, bitte ich Sie, über Ihr Kind einen Termin mit mir auszumachen und mich anzurufen. Meine Tel. ist:…
Hochachtungsvoll Veromeit
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Sehr geehrte Frau Veromeit,
hiermit möchte ich Ihnen mitteilen, dass Ihr Schüler Alexander im Monat September im häuslichen Bereich häufig das Zimmer nicht aufgeräumt hat, häufig die Kleider abends nicht auf den Stuhl gelegt hat, häufig die Zähne nicht geputzt hat, häufig den Vogel nicht gefüttert hat. Da es für Ihren Schüler sehr wichtig ist, den neuen Stoff an Hygiene und Sozialverhalten zu Hause zu erlernen und dann in anderen Institutionen das neu Gelernte selbstständig anzuwenden, bitte ich Sie, mit Alexander über sein häusliches Verhalten in diesem Monat zu sprechen, um größere Probleme und allgemeinen Ärger mit mir zu vermeiden. Falls Sie mit mir darüber sprechen wollen, bitte ich Sie, über Ihren Schüler einen Termin mit mir auszumachen und mich anzurufen. Meine Tel. ist:
Hochachtungsvoll Müller-Mischke
Dieser Briefwechsel zwischen Lehrerin und Mutter stammt aus dem wahren Leben und zeigt auf anschauliche Weise, was wir in Organisationen oft erleben. Die Frage der Verantwortung ist nicht klar geregelt bzw. wird von unterschiedlichen Personen unterschiedlich definiert.
Eine gesunde Verantwortungskultur bedeutet, dass Verantwortung rollengerecht übernommen wird. Oft finden wir jedoch Strukturen, in denen Verantwortung verschoben wird. Welche Folgen das haben kann, verdeutlicht ein Beispiel aus der Beratungspraxis: In einer orthopädischen Klinik kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Physiotherapeuten, Pflegern und Ärzten. Im Rahmen einer Supervision des Physiotherapeuten-Teams erzählen die Mitarbeiter, dass sie alles für die Patienten täten und dafür kaum Anerkennung von Ärzten/ Pflegern sondern eher noch Ärger bekämen. So hatte z. B. eine der Mitarbeiterinnen einem Patienten eine Leselampe mitgebracht, da das Deckenlicht im Zimmer so kalt war. Darauf wurde ihr mitgeteilt, das fiele nicht in ihren Aufgabebereich und würde ein schlechtes Licht auf die Stamm-Mannschaft auf Station werfen. Weitere Mitarbeiter berichteten von ähnlichen Erlebnissen. Im Rahmen des Gesprächs wurde deutlich, dass die Physiotherapeuten z. T. besser über die Bedürfnisse der Patienten Bescheid wussten, da sie im Rahmen der Übungen viel Zeit mit dem Patienten verbrachten. Aus einer wohlgemeinten Hilfsbereitschaft heraus, erfüllen sie dann die Wünsche. Dadurch, dass die Physiotherapeuten dies aber jahrelang übernommen hatten, ist innerhalb der Klinik kein Bewusstsein dafür entstanden, welche Probleme herrschen und wer für die Lösung die Verantwortung trägt. Dadurch sind über die Jahre hinweg ganz individuelle Lösungen entstanden, die aber nicht zu einer generellen Lösung der Probleme beigetragen haben. So wäre es z. B. die Aufgabe der Mitarbeiterin gewesen, darauf aufmerksam zu machen, dass das Licht im Zimmer der Patienten nicht ausreichend ist. Anschließend hätte eine generelle Lösung für dieses Problem von den verantwortlichen Mitarbeitern gefunden werden können. Eine Lösung, die für alle Patienten ein besseres Licht schafft.
Lesen Sie Impulse zum Führen und Management im Krankenhaus weiter im neuen News Blog der Ruhl Consulting: Das GRPI-Modell unterstützt Führungskräfte in der Teamentwicklung. Entlang vom GRPI-Modell wird systematisch eine Basis aufgebaut, um Selbstorganisation und Zusammenarbeit zu fördern.
13.10.2010 – 08:00 Uhr
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